
20. Oktober 18
Ort
Filmmuseum Potsdam
Breite Str. 1a
14467 Potsdam
Unbox your memories – zeige deine Filmschätze
Der Eintritt ist frei!
Zum ersten »Home Movie Day« in Brandenburg rufen das Filmmuseum Potsdam und das ZeM dazu auf, alte Filmschätze aus Kellern oder von Dachböden zu holen und am 20. Oktober zu uns ins Filmmuseum zu bringen. Wer eigenes, gefundenes oder geerbtes Amateurfilmmaterial sichten und vor einem Publikum zeigen möchte, sollte den »Home Movie Day« nicht verpassen.
Der »Home Movie Day« findet seit 2003 jährlich an Orten weltweit statt und setzt sich zum Ziel, ein größeres öffentliches Bewusstsein für den Wert privater Aufnahmen als Teil des kulturellen Erbes zu schaffen. Auf Schmalfilm festgehaltene Urlaubsreisen, Hochzeiten und Geburtstage sind immer auch Dokumente der Alltagskultur, mit denen künftige Generationen unser Leben heute besser verstehen können.
Jeder ist eingeladen, seine Filmrollen mitzubringen. Fachpersonal prüft und sichtet mit Ihnen gemeinsam 8mm-, Super-8-, 9,5mm- und 16mm-Filme. Expert*innen stehen bereit und beraten, wie sich Analogfilme digitalisieren lassen. Zum Abschluss gibt es ein »Best of the Day«: Lassen Sie Ihre mitgebrachten oder selbstgedrehten Home Movies im Kino vorführen und erzählen Sie dazu Ihre ganz persönlichen Geschichten. Zudem läuft von 11 bis 16 Uhr ein vielfältiges Programm aus Lesungen, Performances und Filmvorführungen im Kino.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Programm
11 Uhr – 11.45 Uhr
Die Open Memory Box. Das DDR-Home-Movie Anti-Archiv
mit Laurence McFalls und Alberto Herskovits
Die Open Memory Box ist eine digitalisierte Sammlung von über 400 Stunden Privatfilm aus der DDR. Sie ermöglicht eine einmalige, intime Einsicht in die 40-jährige Sozialgeschichte Ostdeutschlands. Demnächst geht die Box online mit einem spielerischen, intuitiven, ‚anti-archivistischen‘ Zugang zum gesamten Material.
Die Gründer der Open Memory Box, der schwedische Dokumentarfilmemacher Alberto Herkovits und der kanadische Zeithistoriker Laurence McFalls, bieten einen Preview der Sammlung und von ihrem erinnerungspolitischen und kreativen Potential.
12 Uhr – 12.45 Uhr
Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR
mit Ralf Forster
Das neue Buch bei etk München untersucht einen wichtigen Bereich organisierter Freizeitbetätigung in der DDR. In 40 Jahren schufen rund 900 Amateure mehr als 10.000 Filme. Sie agierten zwischen staatlicher Förderung und Reglementierung, erarbeiteten sich dennoch Freiräume und wirkten in die Öffentlichkeit hinein. Ihre Filme waren oft angepasst, formulierten aber auch Kritik, hatten Witz oder eine gute Geschichte und nahmen nicht selten Randständiges in den Blick. Insofern ist der Amateurfilm in der DDR ein Brennglas der damaligen Gesellschaft. Neben den politischen Rahmenbedingungen und Strukturen werden in dem Buch die Produktions- und Rezeptionsseite genauso berücksichtigt wie die technischen Grundlagen und Ästhetiken der Amateurfilme. Fallstudien widmen sich einzelnen Studios und Filmemachern sowie Phänomenen des Forschungsfeldes wie etwa der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie der Überwachung durch die Staatssicherheit. Ein Schlusskapitel problematisiert die gegenwärtige Verwendung von DDR-Amateurfilmmaterial.
13 Uhr – 13.45 Uhr
Das KINO-Projekt
mit Franziska Pierwoss und Siska
Das KINO-Projekt ist ein Rechercheprojekt über ehemalige Kinos und ein temporäres Kino im öffentlichen Raum. Es ist Installation und Archiv, kuratorische Praxis und Plattform für Privatfilme und Videoarbeiten.
Das KINO-Projekt wurde von Franziska Pierwoss & Siska zum ersten Mal 2009 in Beirut realisiert, gefolgt von Warschau (2010), Neapel (2011), Zürich (2013), Minneapolis (2015), Leipzig (2016) und Köln (2017). Es werden 8mm-Filme aus der Sammlung präsentiert.
kinoprojekt.blogspot.com
14 Uhr – 14.45 Uhr
Digitalisierte Erinnerung
mit Hyejin Lee
Im Rahmen des HOME MOVIE DAY 2018 durchstöberte die Filmstudentin Hyejin Lee die hinterlassenen VHS-Alben ihrer südkoreanischen Familie. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit der filmischen Erinnerung. In den sehr persönlichen Bildern sind die vergangenen Momente von Familienangehörigen wieder auf einer Leinwand präsent.
Zentrale Frage ist: Können digitale Medien Erinnerungslücken schließen? Hyejin Lee wird das Ergebnis des Projektes persönlich vorstellen.
15 Uhr – 15.45 Uhr
Achtung Bild – jetzt kommt der Ton!
mit Soyuz Apollo
In einer Lecture-Performance auf Super 8 wird mit den Mitteln des Mediums veranschaulicht, wie der Einsatz von Ton die Gestaltung und die Rezeption von Privatfilmen maßgeblich beeinflusst hat. Die Spanne der Möglichkeiten reichten vom stummen Film, der während der Vorführung kommentiert und musikalisch untermalt wurde, über die nachträgliche Vertonung von Filmaufnahmen, bis zum Filmen samt Aufzeichnung des vorgefundenen oder vorgetragenen Originaltons. In der Kombination dieser Möglichkeiten war eine Vielfalt an audiovisuellen Formen möglich, die von der Industrie durch technische Neuerungen weiter voran getrieben wurde. Während sich die Lecture-Performance diese Techniken selbst zu nutzen macht, zeigt sie die formalen Auswirkungen der Tonfilmproduktion auf Super 8 und wirft einen mitunter amüsierten Blick auf dessen Stilblüten innerhalb des Familien- und des Amateurfilms.
www.soyuzapollo.org
16 Uhr – 17.30 Uhr
Best of the Day
abschließende Projektion ausgewählter mitgebrachter Filme
Der Home Movie Day Brandenburg wird gefördert durch das ZeM und flankiert von der Ausstellung und Begleitfilmreihe HOME MOVIE COME BACK.
In Kooperation mit dem Masterstudiengang Filmkulturerbe der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.