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Judith Dobler

Drawing Together. Zeichnen als kollektive Wissenspraxis


ist eine Untersuchung zum Zeichnen in den Wissenschaften und handelt von einer analogen Praxis, dem Zeichnen mit Papier und Stift, die in einer Zeit der technologischer Entwicklungen und digitaler Techniken unverändert praktiziert wird. Überraschenderweise ist das manuelle Zeichnen in den Naturwissenschaften eine aktuelle und weit verbreitete Praxis, die sich informell verbreitet und außerhalb der wissenschaftlichen Labore unsichtbar bleibt. Die Überraschung rührt daher, dass gerade die Labore der Naturwissenschaften primär technologische Umgebungen sind, wo mit sensiblen Instrumenten der Bildgebung operiert wird. In Laboren versammeln sich hochempfindlichen Digitalkameras und Detektoren, grafische Simulationsprogramme und Bildauswertungstools sowie Grafiksoftware mit denen sich Abbildungen für wissenschaftliche Publikationen erstellen lassen. Es stehen also an den Orten der Wissenschaft eine Fülle von Bildapparaten zur Verfügung und doch wird mit den Händen an Tischen, auf Tafeln und in Notizbücher gezeichnet. Eine weitere Beobachtung ist, dass der wissenschaftliche Alltag sich vor allem in Arbeitsgruppen organisiert und sich dort das Zeichnen als gemeinschaftliche Handlung vollzieht. Hinzu kommt, dass das kollaborative Zeichnen eingebettet ist in eine Vielzahl von medialen, räumlichen, technischen Anordnungen und sich je nach Problemkontext formiert. Die zeichnerische Kollaboration ist aus der Entwurfsforschung bekannt und taucht hier unvermutet in der wissenschaftlichen Praxis auf, die nicht den klassischen Entwurfsdisziplinen Architektur, Design oder Ingenieurwissenschaften zugeordnet wird.

Hier setzt die Dissertation an: Mit dem Zeichnen als analogem Erkenntnisverfahren in digitalen Umgebungen und der Öffnung des individuellen Zeichenakts zu einer kollektiven Entwurfshandlung werden virulente Forschungsthemen der Gegenwart zu Wissensformen, Medienpraktiken und Kollaborationshandlungen aufgerufen. Aus einer entwurfspraktischen Position werden Fehl- und Leerstellen im Theoriediskurs zur aktuellen zeichnerischen Praxis adressiert und für neue theoretische und methodische Zugänge des Zeichnens als Wissenspraxis argumentiert.


Kurzbiographie
Judith Dobler (MA) studierte Design und Designtheorie in Potsdam, Rio de Janeiro und Basel. Seit 2014 forscht sie zum kollaborativen Skizzieren am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam. Bis 2017 war sie Mitglied im DFG-Graduiertenkolleg „Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens“ an der Universität Potsdam. Neben ihrer langjährigen Berufspraxis als Designerin hält sie Vorträge, unterrichtet an Hochschulen, veranstaltet Workshops und publiziert im In- und Ausland. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Forschungsthemen umfassen Episteme der Zeichnung, kollaborative Entwurfspraktiken, verkörperte Wissenspraktiken, sowie Diagrammatik und Text-Bildverhältnisse.