Samuel Schilling
Transformationsinitialen des Massenmedialen
Theorie und Praxis der Reflexion und Subversion individueller und gesellschaftlicher Episteme
Die Dissertation zielt mit der Beschreibung von Reflexion und Subversion auf die Beleuchtung zweier initialer Faktoren der Alternation individueller und gesellschaftlicher Episteme. Es soll gezeigt werden, wie solche Momente Impulse zur Transformation diskursiver Bedeutungsfixierung in der Gesellschaft und in den Massenmedien geben können. Ausgehend von einer systemtheoretischen Perspektive in Kombination mit der Diskurstheorie Foucaults gelten Massenmedien als soziales Gedächtnis der Gesellschaft. Weil sie Wirklichkeit aber nur selektiv beobachten, konstruieren sie eine massenmediale Realität und reproduzieren auf diese Weise diskursive Macht. Mit der Beschreibung von Reflexion und Subversion will ich verdeutlichen, welcher permanenten Transformation die (massen)medialen Realitäten dabei unterliegen.
Durch Reflexion können aktuelle Dispositionen des ›Selbst‹ beobachtet und deren Kontingenz sichtbar gemacht werden. Progressive Selbstbeschreibung – die Orientierung am ›Anderen‹ – fordert Alternation bestehender Strukturen; im gleichen Zuge kann die auf ›Eigenes‹ referierende Selbstbeschreibung auch in einer konservativen Haltung münden. Durch Subversion hingegen werden individuelle und kollektive Vorstellungswelten in jedem Fall bewusst und intentional unterwandert, wenn performative Dualismen durch Stilisierung und Hybridisierung dekonstruiert werden, um genau in dieser Hinsicht Diversität zu erzeugen.
Als praktische Exempel illustrieren die Aktionen des ›Zentrums für politische Schönheit‹ oder verschiedene Formen des Aktivismus durch Online-Kommunikation die theoretische Charakterisierung von Subversion. Die Beschreibung von subversiven Praktiken soll deren kritisches Potential analysieren, wenn durch sie gesellschaftliche Wirklichkeit und ihre Medialität fragmentiert, rekombiniert und reinszeniert wird.
Den Modus der Reflexion veranschauliche ich am Beispiel der Selbstthematisierung im Spiegel ›Neuer Medien‹: Multimedialität und das Netzwerk des WWW bieten dem Individuum vielfältige Varianten zur Definition seiner Identität durch Selbstnarration und Vernetzung mit anderen. Ebenso verändert sich die gesellschaftliche Reflexion durch Realitätskonstruktionen im WWW und Diskurse in sozialen Medien: diese müssen rein funktional (ebenso wie Berichte in herkömmlichen Massenmedien) als Selbstbeschreibung der Gesellschaft gelten. Anhand unterschiedlicher Überlegungen zur neuen Öffentlichkeit durch Weblogs und soziale Medien untersuche ich die Formen individueller und gesellschaftlicher Identitätskonstruktion im WWW. Dies soll zeigen, dass (progressive) Reflexion nicht nur Dispositionen des ›Selbst‹ zu transformieren vermag, sondern wie sich ebenso die Modi individueller und gesellschaftlicher Reflexion selbst transformieren.