
08 July 16
Location
ZeM – Brandenburg Centre for Media Studies
Friedrich-Ebert-Straße 4
14467 Potsdam
Doctoral and Research Colloquium
Das medienwissenschaftliche Forschungskolloquium bietet DoktorandInnen und PostdoktorandInnen die Möglichkeit, ihre aktuellen Promotions- und Forschungsprojekte zu präsentieren und im kollegialen Rahmen zu diskutieren.
ORGANIZATION
Prof. Dr. Christer Petersen, BTU Cottbus
COORDINATION
Dr. Annemone Ligensa, ZeM
Zwischen Aufklärung und Affizierung – eine andere Geschichte des Dokumentarfilms
Isa Willinger
Dokumentarfilme werden gemeinhin mit rationaler Aufklärung assoziiert. Dabei wirken Dokumentarfilme, wie alle Varianten des Mediums Film, bei den Zuschauern auch affektiv. Als traditionell gesellschaftskritisches Genre intendiert der Dokumentarfilm oftmals, die Zuschauer betroffen zu machen und dadurch zum Handeln zu bewegen. Ziel des Promotionsprojekts ist es, eine Poetologie der Affekte im Dokumentarfilm zu entwerfen, die einige wichtige Dokumentarfilmströmungen vom Beginn des Films bis heute herausgreift und sie auf ihre Affizierungstechniken hin untersucht. Innerhalb des emotionalen Wirkungsspektrums von Dokumentarfilm interessieren mich dabei besonders die weniger objektgerichteten, diffuseren Affekte Verstörung, Verwunderung und Staunen – Affekte, die den in stärkerem Maße wertenden Emotionen, wie Wut oder Freude, vorgelagert sind. Diese Affekte sind es, die ich für entscheidend halte, wenn es darum geht, ein Erschüttern unserer gewohnten Muster zu denken, zu bewerten und zu fühlen, herbeizuführen.
The Uses of Ostalgie in the German Cinema of the 1990s-2000s
Tatiana Astafeva
From the beginning of the 1990s the German cinema has been playing an important role in the making of the Post-Wall culture and building a symbolic community of the ‘new Germany’. The German Ostalgie cinema of the 1990-2000s highlights a wide range of incipient problematic issues and reveals an important transformation in the framework of Erinnerungskultur. Although nostalgia cinema is frequently criticized by scholars, because nostalgia itself is commonly understood as a regressive phenomenon and/or overall quality of contemporary media, the cultural potential of the German Ostalgie films allows to see nostalgia, and in particular – Ostalgie, as a multifaceted, versatile concept, and to emphasize the ability of the German Post-Wall cinema to produce the positive specificity of nostalgic experience.
Persons
Isa Willinger studierte Slawistik und Nordamerikastudien in Berlin, Prag und New York. Nach ihrem Magisterabschluss studierte sie außerdem Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Isa Willinger arbeitet als Gastdozentin für die HFF München, als Filmpädagogin für das DOK.fest und als freiberufliche Regisseurin. Ihre Filme wurden auf zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt und ausgezeichnet. 2013 erschien ihre Monografie über das Werk der russisch-ukrainischen Regisseurin Kira Muratova.
Tatiana Astafeva: Studium der Philosophie (Abschluss: B.A.) und Geschichtswissenschaft (Abschluss: M.A.) an der National Research University Higher School of Economics (HSE) Moskau. Tätigkeit als Übersetzerin für philosophische Zeitschriften. 2013-2014 wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Geschichtswissenschaft der HSE. Seit 2016 Promotionsstudentin an der Filmuniversität Babelsberg. Forschungsschwerpunkte: Film und Zeitgeschichte, Ostalgie, Filmästhetik, Ideengeschichte.
Christer Petersen ist seit 2012 Professor für Angewandte Medienwissenschaften an der Brandenburgischen Technischen Universität; war zuvor Juniorprofessor für Angewandte Medienwissenschaften an der BTU, Assistant Professor am Department of German and Slavic Studies der University of Manitoba, Lecturer am Department of Languages, Literatures and Film des University College Dublin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien der Christian-Albrechts-Universität Kiel; 2002 Promotion im Rahmen eines Stipendiums des Landes Schleswig-Holstein an der CAU Kiel; Forschung auf dem Gebiet der Medialisierungsprozesse in Technik, Politik und Kunst; Buchveröffentlichungen: Der postmoderne Text. Rekonstruktion einer zeitgenössischen Ästhetik (2003), Peter Greenaways Spielfilme (2009), Terror und Propaganda (2016), Begründer und Herausgeber der Reihen Zeichen des Krieges in Literatur, Film und den Medien (2004, 2006, 2008), Klassiker des osteuropäischen Films (2014ff.) sowie Herausgeberschaften, Aufsätze und Vorträge zu medien- und kulturwissenschaftlichen, filmphilologischen und literaturwissenschaftlichen Themen.