
09 December 16
Location
ZeM – Brandenburg Centre for Media Studies
Friedrich-Ebert-Straße 4
14467 Potsdam
Research and doctoral colloquium
Das medienwissenschaftliche Forschungskolloquium bietet DoktorandInnen und Post-Docs die Möglichkeit, ihre aktuellen Promotions- und Forschungsprojekte zu präsentieren und im kollegialen Rahmen zu diskutieren.
ORGANIZATION
Prof. Dr. Chris Wahl, Film University Babelsberg KONRAD WOLF
Prof. Dr. Christer Petersen, Brandenburg University of Technology Cottbus – Senftenberg
COORDINATION
Stefan Maciolek, ZeM
Let Truth Be the Prejudice. Strategien und Positionen im multimodalen Diskursfeld zur Wahrheit fotografischer Bilder in der professionellen Praxis
Daniel Bühler
Seit ihrer Erfindung wurde der Fotografie u.a. Objektivität, Realitätstreue, Authentizität, Evidenz und damit Wahrheit zugeschrieben. Zugleich wurde diese Zuschreibung kontrovers diskutiert. Zwischen dem Standpunkt, die Fotografie sei ein Analogon der Wirklichkeit, und dem Standpunkt, die Fotografie sei ein konventionales Zeichen, entfaltete sich eine breite Debatte. Wahrheit in Bezug auf fotografische Bilder verstehe als Überbegriff für ein Diskursfeld, das die zuvor genannten Begriffe umfasst. Wahrheit in Bezug auf fotografische Bilder kann in verschiedenen sprachlichen Begriffen umschrieben werden. Im Vortrag werde ich ein Projekt zur Diskussion stellen, in dem ich zum einen die Diskurse zur Wahrheit fotografischer Bilder in der professionellen fotografischen Praxis untersuche, zum anderen welchen Ausdruck diese Diskurse als musterhafte Bildstrategien finden. Gegenstand meines Projektes ist die Agentur Magnum Photos und die Fotobuch-Veröffentlichungen der Agentur und ihrer Mitglieder im Zeitraum 2000 bis 2010.
Anpassung an den virtuellen Körper: Eine Expositionsintervention für subklinische Depersonalisation durch virtuelle Realität (VR)
Zeynep Akbal
In meiner philosophisch motivierten und klinisch relevanten Forschung ziele ich darauf ab, eine experimentelle Behandlung für Menschen mit subklinischer Depersonalisation zu erschaffen. Depersonalisation ist eine Anomalie der Selbstwahrnehmung, die aus einer Realität oder aus einer Distanziertheit innerhalb des Selbst bestehen kann. Sie kann sich auf den Geist oder den Körper beziehen oder auch darauf, ein distanzierter Beobachter des eigenen Selbst zu sein [1]. In meinem Aufbau werde ich Depersonalisation (DP) vor und nach einer virtuellen Anpassungsintervention messen – eine Veränderung im Angstniveau erwartend. Sollte die Manipulation Wirksamkeit zeigen, könnte dies bei Patienten angewendet werden, die an DP leiden. “Ein distanzierter Beobachter des eigenen Selbst zu sein” [2] ist eine der häufigsten Ausdrucksformen von Menschen, die Entpersönlichung erleben. Ein solches Observationsmotiv ist in der Tat ein substantieller Teil der philosophischen Phänomenologie, die darauf abzielt, die Essenz und Existenz der Dinge zu untersuchen. Im Fall von DP befindet sich der Körper selbst in einer distanzierten Prüfung, die durch die psycho-pathologische Phänomenologie als dissoziativer Zustand definiert ist.
Die Hauptmotivation meiner Forschung ist es, eine alternative Behandlung zu erschaffen, welche die Menschen dazu ermutigen kann, diese Wahrnehmung von Distanziertheit und Gefühle der Entfremdung zu überwinden. Der empirische Teil meiner Forschung wird aus einer Umgebung in einer virtuellen Realität bestehen, die eine Anpassung an einen virtuellen Körper im virtuellen Raum simuliert, so dass die Teilnehmer (Teilnehmer, die unterschiedliche Grade von DP erleben) in der Lage sein werden, die Kontrolle über ihren virtuellen Körper zu erlangen. Aufgrund dieser illusionären Kontrolle erwarte ich eine allmähliche Verschiebung ihrer Vorstellung eines subjektiven Körpers und, daraus folgend, ihrer subjektiven Welt.
Mit dem Versuch, die empirische Arbeit in virtueller Technologie und Psychologie mit Theorien der phänomenologischen Philosophie des Geistes zu verbinden, hätten die Ergebnisse meiner Forschung Auswirkungen auf die Rehabilitation oder Therapie und zeigen, dass die Philosophie neue technologische Setups einsetzen kann, um Überlegungen sowohl in der Philosophie des Körpers als auch in der phänomenologischen Art des Verständnisses der gelebten körperlichen Erfahrungen anzuregen.
Persons
Prof. Dr. Chris Wahl ist DFG-Heisenberg-Professor für das Audiovisuelle Kulturerbe an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und stellvertretender Geschäftsführender Direktor des ZeM. Er ist Studiendekan der Medienwissenschaft und leitet den Studiengang „Filmkulturerbe“. In der edition text + kritik gibt er die Schriftenreihe „Film-Erbe“ heraus und gemeinsam mit Jürgen Keiper betreibt er das Blog www.memento-movie.de.
Mehr unter Chris Wahl
Christer Petersen ist seit 2012 Professor für Angewandte Medienwissenschaften an der Brandenburgischen Technischen Universität; war zuvor Juniorprofessor für Angewandte Medienwissenschaften an der BTU, Assistant Professor am Department of German and Slavic Studies der University of Manitoba, Lecturer am Department of Languages, Literatures and Film des University College Dublin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien der Christian-Albrechts-Universität Kiel; 2002 Promotion im Rahmen eines Stipendiums des Landes Schleswig-Holstein an der CAU Kiel; Forschung auf dem Gebiet der Medialisierungsprozesse in Technik, Politik und Kunst; Buchveröffentlichungen: Der postmoderne Text. Rekonstruktion einer zeitgenössischen Ästhetik (2003), Peter Greenaways Spielfilme (2009), Terror und Propaganda (2016), Begründer und Herausgeber der Reihen Zeichen des Krieges in Literatur, Film und den Medien (2004, 2006, 2008), Klassiker des osteuropäischen Films (2014ff.) sowie Herausgeberschaften, Aufsätze und Vorträge zu medien- und kulturwissenschaftlichen, filmphilologischen und literaturwissenschaftlichen Themen.
Daniel Bühler ist Akademischer Mitarbeiter an der Brandenburgischen Technischen Universität am Lehrstuhl für Angewandte Medienwissenschaften. Zuvor war er Promotionsstipendiat im Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft Das fotografische Dispositiv an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Daniel hat einen Master of Arts in Kunst- und Designwissenschaft, ein Diplom mit den Schwerpunkten Fotografie und Video sowie ein erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien erworben. Er interessiert sich u.a. für Fotografietheorie und -praxis, (analytische) Bildtheorie, (Bild-)Wahrnehmung und Kognition, Multimodalität bzw. -medialität, (multimodale) Diskursanalyse.
Zeynep Akbal studierte im Studiengang Radio, Kino und Fernsehen an der Universität Istanbul. Seit 2010 lebt sie in Berlin. 2014 absolvierte sie den Masterstudiengang Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam und an der Fachhochschule Potsdam. Derzeit promoviert sie zum Thema „Anpassung an den virtuellen Körper: Eine Expositionsintervention für subklinische Depersonalisation durch virtuelle Realität (VR)“, im Bereich Medienwissenschaft an der Philosophischen Fakultät an der Universität Potsdam und ist dort auch als Lehrbeauftragte tätig.