
18. November 21
Ort
Online
ZeM SPRING LECTURE: Sensuous Interfaces, Touching Images: The Ethics of Attention in Digital Media
Veranstaltung in englischer Sprache, Anmeldung per Mail an
Wie beeinflusst die Ästhetik digitaler Interfaces die Fähigkeit der Nutzer*innen, moralisch auf die Repräsentation von Leid zu reagieren? Der Vortrag stellt gängige grafische Benutzeroberflächen (GUI) und nicht etwa weniger verbreitete immersive Technologien wie Virtual Reality in den Fokus der Betrachtung. So kann eine Phänomenologie von Anwendungserfahrungen und den daraus resultierenden moralischen Verpflichtungen skizziert werden, die sich aus dem Umgang mit digitalisierten Video-Zeugnissen ergeben. Dabei wird anerkannt, dass die grafische Benutzeroberfläche ein neues Regime von Auge-Hand-Bildschirm-Beziehungen und formalisierter (Un-)Aufmerksamkeit erzeugt, das die idealisierte Konvention einer längeren, einfühlsamen Begegnungen mit dem verbildlichten Anderen untergraben kann. Es werden jedoch auch Attribute der haptischen Sinnlichkeit und der Echtzeit-Bildschirminteraktion beschrieben, die neue Formen des moralischen Sich-Befassens und sogar des Handelns hervorbringen. Schließlich wird die These vertreten, dass digitale Interfaces eine historisch neuartige Situation geschaffen haben, in der die Last zur moralischen Auseinandersetzung mit fernem Leid auf die kleinsten Bewegungen unserer Finger und Augen ausgedehnt wird.
Paul Frosh ist Professor am Institut für Kommunikation und Journalismus an der Hebrew University of Jerusalem. Zu seinen Veröffentlichungen gehören The Image Factory: Consumer Culture, Photography and the Visual Content Industry (2003); Meeting the Enemy in the Living Room: Terrorism and Communication in the Contemporary Era (2006, auf Hebräisch, herausgegeben mit Tamar Liebes); und Media Witnessing: Testimony in the Age of Mass Communication (2009 und 2011), herausgegeben mit Amit Pinchevski). Sein jüngstes Buch ist The Poetics of Digital Media (2018).