
26. Mai 16
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Friedrich-Ebert-Straße 4
14467 Potsdam
Das Militante Bild
Das Militante Bild ist ein kontrovers diskutierter Begriff. Ich möchte ihn zunächst in seinem historischen Kontext der Befreiungs- und Dekolonialisierungskämpfe des späten 20. Jahrhunderts diskutieren. Die beiden argentinischen Filmemacher und Autoren Getino und Solanas haben 1969 das Militante Kino als die radikalste Form des Dritten Kinos beschrieben. Letzteres umfasst verschiedene Kinoinitiativen, die im Zuge der Unabhängigkeitsbewegungen im Trikont entstanden sind. Das Militante Kino zeichnet sich laut Getino und Solanas durch seine Unabgeschlossenheit aus, denn der Film zielt auf die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die BetrachterInnen werden zu (militanten) AkteurInnen. Aber was ist das Militante Bild heute im Neoliberalismus? Die Beteiligung an der Ökonomie von Intensitäten garantiert dem Militanten Bild noch keine Wirkung, es braucht eine Anbindung an das Potential und die Affekte einer Gemeinschaft, eines konkreten Kontextes. Wenn diese Anbindung an konkrete Gemeinschaften bzw. Kontexte nicht planbar ist, stellt dann vielleicht die Nicht-Kalkulierbarkeit des Effekts genau eines der Kriterien des Militanten Bildes dar? Und unterscheidet es sich genau an dieser Stelle auch von Propaganda? Ich werde anhand verschiedener Beispiele diesen Fragen nachgehen, um den Begriff des Militanten Bildes heute enger zu fassen.
KOORDINATION
Prof. Anne Quirynen, Prof. Dr. Jan Distelmeyer, FH Potsdam
Personen
Sandra Schäfer beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit den Herstellungsprozessen von städtischen und transregionalen Räumen, Geschichte und Bildpolitiken. Häufig entstehen ihre Arbeiten auf Grund von Recherchen, in denen sie sich mit Prozessen des Auffaltens und Re-Readings von Dokumenten, Bildern und räumlichen Narrativen beschäftigt. Derzeit arbeitet sie an der HfbK Hamburg an einem künstlerischen PhD zu militanten Bildpolitiken. Ihre Arbeiten wurden unter anderem auf der Berlinale im Bereich Forum Expanded, DEPO (Istanbul), im La Virreina (Barcelona), in der National Gallery of Art (Vilnius), in der Camera Austria (Graz), im Haus der Kulturen der Welt (Berlin), bei der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (Berlin) und am Zentrum für Kunst und Medientechnologien (ZKM-Karlsruhe) gezeigt. Sie ist Mitglied des feministischen Filmverleihs Cinenova in London. Mehr unter http://www.mazefilm.de
Anne Quirynen ist Professorin für Mediengestaltung und Bewegtbild an der FH Potsdam und als freischaffende Künstlerin in Berlin tätig. Seit 1993 ist sie unabhängige Videokünstlerin und arbeitete u.a. bereits mit William Forsythe, Enno Poppe, Antonia Baehr, Marcel Beyer, Wim Vandekeybus, Julia Eckhardt und An Kaler. 1994 war sie Mitbegründerin der De Filmfabriek, einer unabhängigen Produktionsfirma für digitale Künste. In diesem Umfeld entstanden gemeinsame Arbeiten mit An-Marie Lambrechts und Peter Missotten. Quirynen lehrte im Bereich Film, Video und Neue Medien an der School of the Art Institute of Chicago. Ihre Filme und Videoinstallationen wurden auf internationalen Festivals wie dem Rotterdam Filmfestival, dem International Festival of New Film in Split, dem World Wide Video Festival in Den Haag und dem Art und Video in Europe Festival in Kopenhagen gezeigt. Ihre Arbeiten wurden im Hamburger Bahnhof in Berlin, dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main, dem Centre Pompidou in Paris, dem MoMa in New York, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und dem Nippon Cultural Centre in Tokio ausgestellt.
Mehr Informationen unter Anne Quirynen