
29. April 16
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Friedrich-Ebert-Straße 4
14467 Potsdam
Doktoranden- und Forschungskolloquium
Das medienwissenschaftliche Forschungskolloquium bietet DoktorandInnen und PostdoktorandInnen die Möglichkeit, ihre aktuellen Promotions- und Forschungsprojekte zu präsentieren und im kollegialen Rahmen zu diskutieren.
LEITUNG
Prof. Dr. Christer Petersen, BTU Cottbus
KOORDINATION
Dr. Annemone Ligensa, ZeM
Unterscheiden – (Ab-)Grenzen – Entscheiden. Theorie und Analyse medialer Entscheidungsfindung
Dr. Tobias Conradi
In der Frage nach der Entscheidung entspannt sich aus medienwissenschaftlicher Perspektive ein interessantes Feld: Es geht um Unterscheidungen, die nicht nur die Semiotik als grundlegendes Element der Bedeutungserzeugung betrachtet. Es geht um Grenzziehungen, die immer insofern paradox sind, als dass sie nicht nur trennen, sondern zugleich verbinden und somit auf eine Schwelle verweisen, die den Bezug zu etwas Mittlerem, einem Medium, herstellt. Und es geht schließlich um das Entscheiden selbst, als den Vollzug einer Handlung, die häufig mit Hilfe medialer Verfahren vorbereitet, unterstützt oder sogar originär hervorgebracht wird. Hinsichtlich medialer Verfahren nimmt das Entscheiden eine widersprüchliche Stellung zwischen einmaligem Ereignis und formalisierter Praxis ein. In dem Vortrag wird die Frage diskutiert, inwiefern diese Widersprüchlichkeit Anknüpfungspunkte für eine gouvernementale Betrachtung medialer Praxen des Entscheidens bietet.
Kinematographien der Vergemeinschaftung im Zeitalter der Einsamkeit: Filmtheoretische Zugänge zur Gemeinschaft
Denis Newiak
Seit Beginn der Filmgeschichte, zeitgleich zu Nietzsches Ausruf einer zweihundertjährigen Epoche der ‚nihilistischen Einsamkeit‘, dominieren im Kino – unabhängig von Genre, Stil oder Popularität – inszenatorische und narrative Vermittlungen zwischen Ent- und Vergemeinschaftung der Figuren. Zuletzt hat sich die Frage nach der Gemeinschaft zu einer Art Leitmotiv der Filmtheorie entwickelt und verweist dabei auf die komplexe Interdependenz zwischen filmischer und nicht-filmischer Erfahrung. Lassen sich diese filmwissenschaftlichen Konzepte diskursanalytisch systematisieren und damit Aussagen über die filmischen Darstellungen und Erzählungen zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft treffen? Was verrät uns eine solche Filmtheorie über die Beschaffenheit der filmhervorbringenden ‚sozialen Realität‘ unserer Gegenwart?
Personen
Dr. Tobias Conradi ist Postdoktorand am ZeM Brandenburg. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt ›Kulturtechnik Unternehmensplanspiel‹ an der HBK Braunschweig sowie am DFG-Graduiertenkolleg ›Automatismen‹ an der Universität Paderborn, wo er mit der Arbeit Breaking News. Automatismen in der Repräsentation von Krisen- und Katastrophenereignissen (Paderborn: Fink 2015) promoviert wurde. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Diskurstheorie, Repräsentationspolitiken und der Zusammenhang von Kritik, Krise und Entscheidung.
Denis Newiak studierte Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam und Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin, Auslandsstudium an der Universität Kopenhagen (Film and Media Studies) und Studien in der Library of Congress in Washington. Promoviert an der BTU in Cottbus, Stipendium des Brandenburgischen Zentrums für Medienwissenschaften (ZeM). Weitere Forschungsinteressen (Auswahl): Politische Theorie, Medienkulturgeschichte, Geschichte und Ästhetik der Filmmusik, osteuropäischer Film.
Christer Petersen ist seit 2012 Professor für Angewandte Medienwissenschaften an der Brandenburgischen Technischen Universität; war zuvor Juniorprofessor für Angewandte Medienwissenschaften an der BTU, Assistant Professor am Department of German and Slavic Studies der University of Manitoba, Lecturer am Department of Languages, Literatures and Film des University College Dublin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien der Christian-Albrechts-Universität Kiel; 2002 Promotion im Rahmen eines Stipendiums des Landes Schleswig-Holstein an der CAU Kiel; Forschung auf dem Gebiet der Medialisierungsprozesse in Technik, Politik und Kunst; Buchveröffentlichungen: Der postmoderne Text. Rekonstruktion einer zeitgenössischen Ästhetik (2003), Peter Greenaways Spielfilme (2009), Terror und Propaganda (2016), Begründer und Herausgeber der Reihen Zeichen des Krieges in Literatur, Film und den Medien (2004, 2006, 2008), Klassiker des osteuropäischen Films (2014ff.) sowie Herausgeberschaften, Aufsätze und Vorträge zu medien- und kulturwissenschaftlichen, filmphilologischen und literaturwissenschaftlichen Themen.