Für den emotiven Reaktionsausdruck werden in den sozialen Medien vielfach rassisierte Bilder genutzt. Das Projekt Digital Blackface untersucht erstmalig diese weitverbreitete Nutzung, Implementierung und Distribution rassisierter Bilder in digitalen Umgebungen. Digital Blackface untersucht standardisierte Formen der Reaktion und des Ausdrucks – z.B. in Memes und Gifs – in ihren kulturellen Genealogien und technischen Bedingtheiten. Das Projekt argumentiert, dass die Verfügbarmachung rassisierten Ausdrucks einen digitalen Interaktionsstandard und das konstitutive Partizipationsmuster der Netzkommunikation darstellt: Reaktions- und Ausdruckskulturen im Netz beruhen auf rassisierten Mustern. Das bisher unbeleuchtete Phänomen Digital Blackface erschließt erstmalig die wenig erforschten rassisierten Grundlagen digitaler Kultur: Extraktion, Zirkulation und Verwertung von racial difference werden als Bedingung und Ressource digitaler Kommunikation analysiert. Dieses Vorhaben rührt an theoretischen und historischen Grundlagen von Medien- und Kulturwissenschaft bzw. Bildwissenschaft und greift in aktuelle Debatten der digitalen Polarisierung, kulturellen Aneignung und Abwehr von Rassismuskritik ein. Das transdisziplinäre Projekt untersucht exemplarisch die Omnipräsenz rassisierter Formeln in westlichen Technologien und Kulturen, schlüsselt verdrängte Bedeutungen (neo-)kolonialer Verhältnisse auf und macht die konstitutiven race-Paradigmen der Gegenwartskultur sichtbar.
Eingebettet ist das Projekt in das Programm „Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften“ im Profilbereich Exploration der VolkswagenStiftung. Projektbeteiligte sind Dr. Simon Strick, Studiengang Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam sowie Prof. Dr. Katrin Köppert, Institut für Theorie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Die VolkswagenStiftung fördert Forschung und Wissenschaft in allen ihren Zweigen, insbesondere in den Naturwissenschaften, den Geisteswissenschaften und der Technik. Der Profilbereich Exploration bietet Raum für kreative und wagemutige Forschungsansätze, die zur Lösung großer, wissenschaftsgetriebener Herausforderungen beitragen und neues Wissen ohne definierte Verwertungszusammenhänge generieren sollen. Der Profilbereich Exploration der VolkswagenStiftung unterstützt Projekte wie dieses, die unkonventionelle Ideen vorantreiben und in bislang unerschlossene Bereiche der Forschung vordringen. Die Stiftung ermutigt dazu, Risiken einzugehen und mit unorthodoxen Fragestellungen und experimentellen Ansätzen zur Lösung großer wissenschaftlicher Herausforderungen beizutragen.