12. Juli 17
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Hermann-Elflein-Straße 18
14467 Potsdam
Affekt und Politik – Philosophische Sondierungen
Das jüngste Aufkommen und der Erfolg rechtspopulistischer Bewegungen in Europa und den USA lassen die Frage nach dem Verhältnis von Affekt und Politik dringlich werden. Welche Rolle spielen Affekte und Emotionen im politischen Geschehen? Im Vortrag wird es zunächst um eine kritische Sondierung aktueller Positionen zu diesem Thema gehen, vor allem aber soll eine ontologisch grundlegende Verhältnisbestimmung von Affektivität und Politik unternommen werden. Das Politische betrifft die kollektive Gestaltung menschlicher Angelegenheiten, sofern diese kontingent und somit veränderbar sind. Die menschliche Affektivität ist ihrerseits nur verstehbar, wenn sie sowohl auf die Kontingenz und Endlichkeit des Lebens bezogen wird als auch in jenem „Bezugsgewebe der menschlichen Angelegenheiten“ (Arendt) situiert wird, das allein die Sinnhaftigkeit und damit Verstehbarkeit menschlicher Lebensvollzüge ermöglicht. Damit ergibt sich die Möglichkeit einer wechselseitigen Bestimmung von Affekt und Politik, und auf dieser Grundlage sowohl eine Politisierung der Affektforschung als auch eine affekttheoretisch fundierte Analyse politischer Vorgänge und deren Voraussetzungen. Es werden u.a. Arbeiten von Arendt, Butler, Massumi, Mohrmann, Nussbaum und Protevi angesprochen.
KOORDINATION
Dr. Bernd Bösel, Universität Potsdam
Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Universität Potsdam
Personen
Jan Slaby ist Professor für Philosophie des Geistes an der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie der Emotionen, im Bereich sozialer Theorien des Geistes, in einer kritischen Philosophie der Humanwissenschaften sowie in der Sozial- und politischen Philosophie. Jan Slaby ist Vorstandsmitglied im Berliner Sonderforschungsbereich Affective Societies.
Veröffentlichungen u.a. die Monographie Gefühl und Weltbezug, 2008; der Sammelband Critical Neuroscience: A Handbook of the Social and Cultural Contexts of Neuroscience. 2012 (hg. mit Suparna Choudhury), und zuletzt der Artikel „Mind Invasion: Situated Affectivity and the Corporate Life Hack“, Frontiers in Psychology, 2016.
Bernd Bösel ist seit dem Wintersemester 2015 / 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam. Er arbeitet an einer Theorie der »Plastizität der Gefühle« mit besonderem Hinblick auf das Wechselverhältnis von gegenwärtigen Affekt- und Psychotechnologien und philosophischen Selbst- und Psychotechniken. Veröffentlichungen: mit Patrick Baur und Dieter Mersch (Hg.): Die Stile Martin Heideggers (2013), mit Eva Pudill, Elisabeth Schäfer (Hg.): Denken im Affekt (2010); Philosophie und Enthusiasmus – Studien zu einem umstrittenen Verhältnis (2008). Mehr unter Bernd Bösel.
Prof. Dr. Marie-Luise Angerer hat mit dem Wintersemester 2015/16 den Lehrstuhl für Medientheorie/Medienwissenschaft am Institut für Künste und Medien im Studiengang Europäische Medienwissenschaft übernommen und ist seit 2016 geschäftsführende Direktorin des ZeM. Sie war von 2000-2015 Professorin für Medien- und Kulturwissenschaft/Gender Studies an der Kunsthochschule für Medien Köln, von 1999-2000 Vertretungsprofessorin (Professur Gertrud Koch) am Institut für Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Im Zentrum ihrer Forschung steht das Verhältnis von Körper und Medientechnologien, die Beziehung von sozialen Fantasien und Medien sowie die Erarbeitung einer „posthumanen/relationalen“ Medientheorie. Des Weiteren stehen seit vielen Jahren Fragen von Affekt/Emotion als human- und medientechnisch konstitutive Funktion im Zentrum ihrer Forschung. Mehr unter Marie-Luise Angerer.