
12. Juli 17 -
Do.
13. Juli 17
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Hermann-Elflein-Straße 18
14467 Potsdam
Feeling out of Joint? Das Unbehagen an der Affektpolitik
12. Juli 2017 von 16:00 bis 20:00
13. Juli 2017 von 10:00 bis 13:00
In den letzten Jahren haben sich die sogenannten „social media“ zunehmend als Beförderer antisozialen und antisolidarischen Verhaltens entpuppt. Begonnen hat dies zunächst mit dem exzessiven Gebrauch der sozialen Medien als narzisstische (Re-)Präsentationsforen. Doch die kulturkritischen Anklagen dieses Verhaltens lesen sich heute bereits als Reminiszenzen an eine vergangene Zeit der Harmlosigkeiten. Denn die Verbreitung von Neid, Wut und Hass (also von territorialisierenden Affekten im Sinne von Deleuze/Guattari) hat im Internet zuletzt geradezu epidemische Ausmaße angenommen – und die psychische Gewalt, die hierbei ausgeübt wird, hat oftmals auch den Ausbruch physischer Gewalt zur Folge. Dazu kommt ein neuerdings auch in der Politik in Mode gekommenes Beharren auf „gefühlten Wahrheiten“, die in verstörender Faktenresistenz auf die Autorität des jeweils sich meldenden Affekts pocht.
Diese Entwicklungen machen die Frage nach der „Ordnung der Gefühle“ wieder relevant, die im akademischen „Begehren nach dem Affekt“ der letzten Dekade wohl zu wenig beachtet wurde. Warum versagen die Kulturtechniken der Affektregulation auf einmal in so massivem Ausmaß? Welche neuen Methoden der Affektregulation emergieren jetzt gerade? Handelt es sich dabei jeweils um Top-Down oder um Botton-Up-Methoden, oder lässt sich dieses hierarchische Modell gar nicht mehr zielführend anwenden? Welches Unbehagen verlangt angesichts der von zeitgenössischen Affektpolitiken nach Artikulation?
Konzeption und Durchführung:
Dr. Bernd Bösel in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Marie-Luise Angerer Kooperativer Studiengang „Europäische Medienwissenschaft“ der Universität Potsdam und FH Potsdam.
KOORDINATION
Dr. Bernd Bösel, Universität Potsdam
Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Universität Potsdam
Personen
Bernd Bösel ist seit dem Wintersemester 2015 / 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam. Er arbeitet an einer Theorie der »Plastizität der Gefühle« mit besonderem Hinblick auf das Wechselverhältnis von gegenwärtigen Affekt- und Psychotechnologien und philosophischen Selbst- und Psychotechniken. Veröffentlichungen: mit Patrick Baur und Dieter Mersch (Hg.): Die Stile Martin Heideggers (2013), mit Eva Pudill, Elisabeth Schäfer (Hg.): Denken im Affekt (2010); Philosophie und Enthusiasmus – Studien zu einem umstrittenen Verhältnis (2008). Mehr unter Bernd Bösel
Prof. Dr. Marie-Luise Angerer hat mit dem Wintersemester 2015/16 den Lehrstuhl für Medientheorie/Medienwissenschaft am Institut für Künste und Medien im Studiengang Europäische Medienwissenschaft übernommen und ist seit 2016 geschäftsführende Direktorin des ZeM. Sie war von 2000-2015 Professorin für Medien- und Kulturwissenschaft/Gender Studies an der Kunsthochschule für Medien Köln, von 1999-2000 Vertretungsprofessorin (Professur Gertrud Koch) am Institut für Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Im Zentrum ihrer Forschung steht das Verhältnis von Körper und Medientechnologien, die Beziehung von sozialen Fantasien und Medien sowie die Erarbeitung einer „posthumanen/relationalen“ Medientheorie. Des Weiteren stehen seit vielen Jahren Fragen von Affekt/Emotion als human- und medientechnisch konstitutive Funktion im Zentrum ihrer Forschung.
Mehr unter Marie-Luise Angerer