27. April 17
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Hermann-Elflein-Straße 18
14467 Potsdam
Gefühlsordnungen der Unzufriedenheit: Affektpolitiken und Emotionsregime des Dissens
Im Zentrum des Vortrags wird eine Auseinandersetzung mit zwei prävalenten Formen des politischen Widerstands in der Gegenwartsgesellschaft stehen, die gemeinhin entgegensetzte Pole des politischen Spektrums markieren: dem Aufbegehren identitärer, sozial exklusiver Bewegungen einerseits und nicht-repräsentativer, nicht-identitärer sozialer Bewegungen andererseits, die das Ideal einer offenen Gesellschaft suchen zu verkörpern. Ziel des Vortrags wird es sein, die Gefühlsordnungen dieser recht idealtypischen Formen des gesellschaftlichen Dissens zu verstehen: von der emotionalen Kommunikation der Unzufriedenheit mit den Mitteln distinkter Emotionen wie Wut und Ärger auf der einen Seite bis hin zum Hoffen auf liquide Affektpolitiken der Freundschaft auf der anderen Seite. Die hier jeweils repräsentierten Gefühlsordnungen des Widerstands geben, so die These, nicht nur auf unterschiedliche Weise einer Erfahrung der Nichtigkeit ihren Ausdruck, sondern rekurrieren gleichwohl auf disparate Vorstellungen von Subjektivität und Sozialität. Aus soziologischer Sicht stellt sich dabei die Frage, inwiefern diese Gefühlskulturen des Dissens gegenwärtige sozio-ökonomische Bedingungen und etablierte gesellschaftliche Strukturen reflektieren.
KOORDINATION
Dr. Bernd Bösel, Universität Potsdam
Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Universität Potsdam
Personen
Dr. Veronika Zink ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Organisationssoziologie an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg. Nach ihrem Studium der Soziologie, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz promovierte sie 2014 im Rahmen des Exzellenzclusters „Languages of Emotion“ an der Freien Universität Berlin zum Thema „Von der Verehrung. Eine kultursoziologische Untersuchung“. Anschließend war sie als Research Postdoc am kulturwissenschaftlichen Graduiertenzentrum (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Aus einer gegenwartsdiagnostischen Perspektive und in Auseinandersetzung mit Prozessen des sozialen Wandels und der kulturellen Transformation liegt ein Hauptaugenmerk ihrer Forschung auf der Untersuchung der Schnittstellen zwischen Kultur und Ökonomie.
Dr. Bernd Bösel ist seit dem Wintersemester 2015 / 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam. Er arbeitet an einer Theorie der »Plastizität der Gefühle« mit besonderem Hinblick auf das Wechselverhältnis von gegenwärtigen Affekt- und Psychotechnologien und philosophischen Selbst- und Psychotechniken. Veröffentlichungen: mit Patrick Baur und Dieter Mersch (Hg.): Die Stile Martin Heideggers (2013), mit Eva Pudill, Elisabeth Schäfer (Hg.): Denken im Affekt (2010); Philosophie und Enthusiasmus – Studien zu einem umstrittenen Verhältnis (2008). Mehr unter Bernd Bösel
Prof. Dr. Marie-Luise Angerer hat mit dem Wintersemester 2015/16 den Lehrstuhl für Medientheorie/Medienwissenschaft am Institut für Künste und Medien im Studiengang Europäische Medienwissenschaft übernommen und ist seit 2016 geschäftsführende Direktorin des ZeM. Sie war von 2000-2015 Professorin für Medien- und Kulturwissenschaft/Gender Studies an der Kunsthochschule für Medien Köln, von 1999-2000 Vertretungsprofessorin (Professur Gertrud Koch) am Institut für Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Im Zentrum ihrer Forschung steht das Verhältnis von Körper und Medientechnologien, die Beziehung von sozialen Fantasien und Medien sowie die Erarbeitung einer „posthumanen/relationalen“ Medientheorie. Des Weiteren stehen seit vielen Jahren Fragen von Affekt/Emotion als human- und medientechnisch konstitutive Funktion im Zentrum ihrer Forschung.
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