08. Juni 18
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Hermann-Elflein-Straße 18
14467 Potsdam
Serienforschung und Fernsehwissenschaft
Workshop der AG „Television Studies/Fernsehgeschichte“ der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) in Kooperation mit dem Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM).
Televisualität ist historisch aufs Engste mit verschiedensten Formen der Serialität verknüpft: Fernsehen lebt in der Gestaltung seines Programms, der Ökonomie seiner medialen Produktion sowie der ritualisierten Form seiner Rezeption von der Wiederholung in Serie. In der Fernsehserie verdichtet sich diese Kopplung zu einer genuinen Objektform: Durch das verlässliche Wiederkehren vertrauter Serienfiguren, den für jede einzelne Serie typischen Modus ihrer filmischen und narrativen Verfahren sowie die Regelmäßigkeit und Permanenz ihrer Verfügbarkeit entstehen Bindungskräfte nicht nur zwischen den einzelnen Folgen einer Serie, sondern auch zwischen Medium und Publika, durch die die Fernsehserie zum Modellfall für die Fernsehtheorie selbst geworden ist.
Mit der Emergenz der Serienforschung als eigenständigem Forschungsfeld hat sich die historisch enge Kopplung von Televisualität und Serialität sowohl hinsichtlich der Theorietraditionen und Epistemologien als auch in Bezug auf Forschungsprogrammatiken in den vergangenen Jahren zunehmend abgeschwächt: Der unverändert hohen (medien-)wissenschaftlichen Beliebtheit von Serien und seriellen Formen steht ein vergleichsweise geringes Interesse an der Theoretisierung des Fernsehens gegenüber. Dies manifestiert sich z.B. in medienneutralen Bestimmungen des Seriellen als ‚transmedialer Erzählform‘ oder im definitorischen Bestreben, das Televisuelle aus der nun ‚audiovisuellen Serie‘ gänzlich zu tilgen. Der Workshop soll daher den Raum für eine wechselseitige wie grundlegende Bestimmung des Verhältnisses von Serienforschung und Fernsehwissenschaft eröffnen: Sind Theorien des Fernsehens jenseits der bloß historischen Verschränkung von Televisualität und Serialität noch von Relevanz für die Erforschung zeitgenössischer Serien und serieller Formen? Inwieweit wäre das Televisuelle möglicher Bezugspunkt für Bestimmungen des Seriellen auch über das Fernsehen hinaus? Gibt es vielleicht gar eine Rekursivität der Fernsehgeschichte, taucht etwa das scheinbar durch narrative Progression verdrängte Episodische des Fernsehens in Form der Anthologieserie wieder auf? Umgekehrt lässt sich aber auch danach fragen, wie die Begriffsbildung der Fernsehwissenschaft auf die Auflösung, Transformation und Vernetzung medialer Dispositive und ihre Einbeziehung in digitale Medienökologien reagieren kann, auf deren analytische Durchdringung just die Serienforschung abzielt. Wie profitiert die Auseinandersetzung mit Televisualität also ihrerseits von einer Begriffsbildung, die sich vorwiegend auf ‚Quality‘-TV, auf die Serienangebote von HBO, Amazon oder Netflix und andere post-televisuelle Akteure und mediale Formen bezieht?
Wie also lässt sich eine etwaige Fernsehvergessenheit der Serienforschung nicht nur problematisieren, sondern produktiv wenden? Und wie lässt sich mit Theorien des Seriellen möglicherweise das terminologische Repertoire der Fernsehtheorie über sich hinausführen?
Vor diesem Hintergrund möchte die AG aktuelle Ansätze für die Erforschung des Seriellen im Fernsehen versammeln, gemeinsam erörtern und dadurch dem Fach neue Impulse für zukünftige Studien verleihen.
Programm
09.30 Uhr
Eröffnung durch Dominik Maeder, Herbert Schwaab und Denis Newiak
10.00 Uhr
Christine Piepiorka: Verräumlichte Transmedialität – prozesshafte Serialität
Jana Zündel: Fernsehen als transmediales Konzept? Zur Modifikation televisiver Text- und Strukturprinzipien auf Streaming-Plattformen
Denis Newiak: Fernsehen und Einsamkeit: Serien der Ver- und Entgemeinschaftungen
11.30 Uhr
Kaffeepause
12.00 Uhr
Stefan Borsos: ‚Serielle Eruptionen‘ im US-Fernsehen der sechziger Jahre
Christine Lang: Vertikale Dramaturgie in Fargo (TV)
Florian Krauß: Im Angesicht fernsehhistorisch gewachsener Strukturen: ‚Qualitätsserien‘-Projekte und -Diskurse in der deutschen Fernsehindustrie
13.30 Uhr
Mittagspause
15.00 Uhr
Sven Grampp: Season’s Greetings: Fest und Serie
Anja Peltzer: Fernsehzeiten? Zur chronologischen Ordnung und den Wirklichkeitsbezügen eines Leitmediums im Wandel
Markus Kügle: Die Clip-Show in der US-amerikanischen (Fernseh)Serienlandschaft
16.30 Uhr
Kaffeepause
17.00 Uhr
Kim Carina Hebben: Verspieltes Fernsehen. Spiel und Spieler_innen im Transmedialen
Andreas Sudmann: Serialität und Fernsehen im Zeitalter der Lernalgorithmen
Michaela Wünsch: Relationale und differentielle Serialität
18.30 Uhr
Ende der Veranstaltung
Weitere Informationen zur Veranstaltung bei den Organisator*innen
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